ÖLAKT-Vorsitzender Freistetter: „Brauchen neue Rahmenbedingungen”
„Wieder mehr für die Fleißigen tun" lautet einer der vielen Werbeslogans im aktuellen Nationalratswahlkampf. Noch mehr für ihre Mitglieder tun möchten in Zukunft auch die Landarbeiterkammern. „Die Arbeit in der Land- und Forstwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Um dieser dynamischen Entwicklung gerecht zu werden, braucht es neue rechtliche Rahmenbedingungen, damit wir unseren Auftrag als Arbeitnehmervertretung auch in Zukunft effizient wahrnehmen können“, lautete die zentrale Botschaft des ÖLAKT-Vorsitzenden und Präsidenten der NÖ Landarbeiterkammer Ing. Andreas Freistetter.
Im Rahmen der Vollversammlung in Schruns in Vorarlberg formulierte der ÖLAKT fünf zentrale Forderungen an den Gesetzgeber:
- Moderne Neudefinition des land- und forstwirtschaftlichen Gebietes
- Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten
- Zusammenfassung aller auf land- und forstwirtschaftlichem Gebiet beschäftigten Arbeitnehmer im Landarbeitsrecht
- Schaffung neuer Lehrberufe in der Land- und Forstwirtschaft
- Umsetzung eines Mindestlohnes von EUR 1.500,- unter Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Landwirtschaft
Als dringendste Notwendigkeit sehen die Landarbeiterkammern eine moderne Neudefinition des land- und forstwirtschaftlichen Gebietes. „Es ist nicht einzusehen, dass für Arbeitnehmer in Schlägerungsunternehmen andere Rahmenbedingungen gelten als für Forstarbeiter in herkömmlichen Forstbetrieben und diese von uns nicht vertreten werden können“, nennt der stellvertretende ÖLAKT-Vorsitzende und Präsident der OÖ Landarbeiterkammer Eugen Preg ein prägnantes Beispiel für die vielen rechtlichen Grauzonen, die für die Landarbeiterkammern nicht länger tragbar sind. Ähnliche Abgrenzungsschwierigkeiten gibt es auch im Gartenbau bei Landschaftsgärtnern und Floristen, bei Dienstnehmern in Reitbetrieben sowie im Natur- und Umweltschutz.
„Sprechen uns seit Jahren für einen einheitlichen Arbeitnehmerbegriff aus”
Sehr positiv beurteilt wurde im ÖLAKT-Vorstand auch die aktuelle politische Debatte um die Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten. „Wir sprechen uns seit Jahren für einen einheitlichen Arbeitnehmerbegriff aus und würden uns freuen, wenn diese Ungleichbehandlung zwischen Arbeitern und Angestellten bald der Vergangenheit angehören würde“, betont Freistetter. Mit der Initiative für einen einheitlichen Arbeitnehmerbegriff eng verknüpft sieht der ÖLAKT auch die Forderung nach einer Aufwertung des Landarbeitsrechts. Im Detail geht es um die Integration des Gutsangestelltengesetzes, des Land- und Forstarbeiter Dienstrechtgesetzes sowie um den Einbau des land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildungsgesetzes ins Landarbeitsrechts. „Damit wären alle auf land- und forstwirtschaftlichem Gebiet tätigen Arbeitnehmer unter einem vollständig kodifizierten Arbeitsrecht erfasst”, erläutert Freistetter.
Handlungsbedarf sieht der ÖLAKT auch bei der Schaffung neuer landwirtschaftlicher Lehrberufe. „Unsere Lehrlingszahlen gehen seit Jahren nach unten. Dabei gäbe es aufgrund geänderter wirtschaftlicher Strukturen und neuer landwirtschaftlicher Produktionsmethoden viele neue Berufsfelder im Bereich der Natur- und Landschaftspflege, im Umweltschutz sowie bei der Erzeugung erneuerbarer Energien, wo neue moderne Lehrberufe geschaffen werden könnten”, erläutert Tirols LAK-Präsident und ÖLAKTPräsidiumsmitglied Andreas Gleirscher.
Personelle Weichen für die nächsten fünf Jahre gestellt
Neugewählt wurde in Schruns das ÖLAKT-Präsidium. Dabei wurde der Präsident der NÖ Landarbeiterkammer Andreas Freistetter, der im Vorjahr den Langzeitvorsitzenden Christian Mandl aus der Steiermark ablöste, einstimmig in seiner Funktion als ÖLAKT-Vorsitzender bestätigt. Als seine Stellvertreter ebenfalls einstimmig wiedergewählt wurden der Präsident der Oberösterreichischen Landarbeiterkammer Eugen Preg und Tirols LAK-Präsident Andreas Gleirscher. Neu als stellvertretender Vorsitzender ins Präsidium gewählt wurde der Vizepräsident der Kärntner Landarbeiterkammer Alexander Rachoi. Der 34-Jährige ist als Sekretär bei der PRO-GE beschäftigt und tritt damit als Vertreter der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter im ÖLAKT-Präsidium die Nachfolge des Vizepräsidenten der NÖ Landarbeiterkammer Alois Karner an.